Altersabteilung

Ein Leben für die Feuerwehr Arnum
Die Altersgruppe erzählt aus ihrer aktiven Zeit

Wir haben es uns im Jugendhaus gemütlich gemacht. Draußen schneit es, drinnen stehen die Mettwurstbrote auf dem Tisch und es läuft eine Fotoshow mit 45 Bildern aus über 100 Jahren Geschichte der Feuerwehr Arnum. Die Altersgruppe der Feuerwehr Arnum ist zusammen gekommen, um mir aus ihrer Zeit von bis zu 58 Jahren Mitgliedschaft in der Feuerwehr Arnum zu erzählen.

Überraschend höre ich von den acht Kameraden, dass ihr durchschnittliches Eintrittsalter bei 29 Jahren lag. Eine Jugendfeuerwehr gab es damals noch nicht und der Eintritt war erst mit der Volljährigkeit von 18 Jahren möglich. Aus diesem Grund war Willy Uhde als Jugendlicher anfangs nur im Musikzug, bis er 1955 mit 19 Jahren in die Feuerwehr Arnum eintrat. Fritz Menze trat 1953 auf Anraten seines Vaters in die Feuerwehr ein, da zu diesem Zeitpunkt wieder eine Uniform –und zwar die vom Tischler Bauermeister- frei wurde und erzählte in diesem Zusammenhang: „Weihnachten 1955 fuhren Friedhelm Harms, Heinz-Emil Frey und ich mit Uniformen bekleidet in die Stadt, um Fotos für den Dienstausweis machen zu lassen“. Mit 26 Jahren wurde Wolfgang Scholz 1965 vom Kameraden Heinz Nolte überzeugt, in die Feuerwehr einzutreten. Scholz: „Ich bin dann gleich in die Betreuung der gerade erst fünf Monate alten Jugendfeuerwehr mit eingestiegen“. Auch der gleichaltrige Heinz Stüber, der ein Jahr später eintrat, kommentierte das Dorfleben der damaligen Zeit: „Es gab 1966 in Arnum nichts anderes als die Feuerwehr und den Sportverein. Da engagierte man sich in einer oder auch in beiden Institutionen“.

Vom Eintrittsalter des Kameraden Horst Boßdorf könnte sich heute so mancher Bürger auch zum Mitmachen in der Feuerwehrwehr motivieren lassen. „Bei meinem Eintritt war ich genauso alt wie mein Sohn Frank bei seinem Grundlehrgang. Mit 41 Jahren habe ich 1974 bei der Feuerwehr angefangen. Heinz Stüber und Hermann Bassy haben mich dazu motiviert, mit zu machen“.Auch berufliche Gründe führten zur Mitgliedschaft in die Arnumer Wehr. Günther Hartwig war bei der Gemeinde Hemmingen tätig und trat 1974 seinen Dienst an. In seiner Tätigkeit als Schornsteinfegermeister musste Ulrich Bölke 1976 beruflich bedingt –„aber mit vollem Herzen“ wie er ausdrücklich betont- Mitglied einer Feuerwehr werden.Einen Anwohner der Arnumer Kirchstraße hatte immer die laute Sirene auf dem Feuerwehrgerätehaus gestört: Wolfgang Wenzel. Und als er 1977 bei einem Einsatz am Fenster stand und sah, wie die Feuerwehrmänner den Opel Blitz -das Löschgruppenfahrzeug 8- anschieben mussten, sagte er sich: „Da will ich mit schieben“.

Auch Werner Herzog und Wilfried Klatt, die leider beim Treffen der Altersgruppe verhindert waren, sind seit 1967 bzw. 1973 mit Leib und Seele Mitglieder in der Feuerwehr Arnum.Im Vergleich zur heutigen persönlichen Schutzausrüstung erhielten die Feuerwehrkameraden vor 60 Jahren eine sehr einfache Bekleidung zugewiesen: „Als ich 1953 eintrat, gab es Helm, Mütze und Jacke als persönliche Ausrüstung – mehr nicht. Erst 1956 haben wir Pritschenhosen bekommen, die wir selber bezahlen mussten (…und die kratzten auch noch so schön…), berichtete Fritz Menze.Handschuhe gab es damals noch nicht. Auch waren die Uniformen selten neu, sondern wurden von älteren Kameraden weiter vererbt. Erst im Laufe der Jahre wurde die Ausrüstung optimiert, so dass 1965 die ersten Kombis („Goldstücke“) verteilt wurden. In den 70-iger Jahren gab es sogar einen kurzzeitigen Aufnahmestopp in der Wehr, weil die Gemeinde mit der Nachbeschaffung an persönlichen Ausrüstungsgegenständen nicht mehr hinterher kam.In den 50-iger Jahren wurde die Grundausbildung in den Ortsfeuerwehren durchgeführt. Uhde und Menze „Unsere Prüfungsabnahme erfolgte dann in Arnum durch die oberste Feuerwehrführungsspitze Kamerad Schröder und Kaltebreit“ (Anmerkung: Entspricht dem heutigen Regionsbrandmeister). In den 70-igern absolvierten die Kameraden Boßdorf und Hartwig die 4wöchige Grundausbildung bereits zentral in Ronnenberg. An der Landesfeuerwehrschule Celle wurden nur die technischen Lehrgänge (z.B. Maschinist) ausgebildet.

Geübt wurde im Schwerpunkt für die Wettkämpfe im alten Unterkreis und die so genannten „Eimerfestspiele“. Die aktiven Mitglieder wurden in drei Gruppen eingeteilt und haben sich separat zum Üben getroffen. Jede Gruppe hatte nur einen Maschinisten, der die Pumpe bediente. Dabei bewährten sich die Kameraden Eickhoff, sowie Homann als „Obermaschinist“. In den 50-iger Jahren wurde durch den Ortsbrandmeister Keese das auch heute noch bekannte „Wald- und Wiesenfest“ eingeführt. Boßdorf erzählte: „Das war eines der schönsten Feste. Wir haben morgens am Teich am Hohen Holzweg mit den Übungen abgefangen und sind abends nach Hause gegangen“. „Heinz Delgehausen hatte immer eine Aktentasche mit „Befüllung zur Leistungssteigerung“ dabei. Die Verpflegung mussten wir aber anfangs noch selber mitbringen“ berichtete Menze.Bei Einsätzen war der Fahrerplatz fest an die drei Maschinisten vergeben. „Wenn die Bude voll war, wurde losgefahren und dann hieß es nur noch Wasser marsch“, so Menze und Scholz. Beim Löschangriff zählte immer die Teamarbeit, die Besetzung von Funktionstrupps war anfangs nicht üblich.Die älteren Kameraden können noch davon berichten, mit der 1957 in Dienst gestellten Motorspritze TS 8 gearbeitet zu haben, bevor dann 1962 das LF8 (Opel Blitz) der Arnumer Wehr zu Bewältigung von Einsätzen zu Verfügung gestellt wurde. Das LF8 fand in dem damaligen Feuerwehrgerätehaus in der Wilkenburger Straße seinen Platz, der restliche Fuhrpark musste dann bei Einsätzen vom benachbarten Hof von Hans Nolte geholt werden. Die Einsatzbekleidung fand in dem kleinen Spritzenhaus keinen Platz und wurde von den Kameraden zu Hause gelagert.

In den 50-igern erfolgte die Alarmierung bei Einsätzen noch durch drei Feuerhornisten die sich die Aufgabe teilten, mittels Feuerhorn die Feuerwehrmänner im Ort zu alarmieren. „Auf dem Fahrrad fahrend hat Rolf Gramann immer unsere Bockstraße geblasen“ erzählte Scholz. Auch als 1963 die erste Sirene im Ort installiert wurde, gab es die Feuerwehrleitstelle in der heutigen Funktion noch nicht. Auf Zuruf eines Hilfesuchenden betätigte Bäcker Keese im Vorraum seiner Backstube einen Alarmierungsknopf, um die Sirene auszulösen.Von vier prägenden Einsätzen in den 70-igern und 80-igen berichteten die acht „Feuerwehr-Rentner“. Beim Brand in der Wollwäscherei „Döhrender Wolle“ lagen die Schläuche 1 Meter hoch“, so Scholz. Heinz Stüber berichtet:„ Das Dach stand plötzlich in Vollbrand, wir hatten keine Rückzugsmöglichkeit. Dabei wäre ich mit meinem Truppmann fast ums Leben gekommen. Unser Ortsbrandmeister Keese hat damals korrekter Weise eine riesen Aufstand darum gemacht“. Als der Dachstuhl vom Gasthaus Delgehausen brannte, war auch Horst Boßdorf bereits aktives Mitglied: „Ich war Angriffstrupp und bin im Obergeschoss fast gegen eine Spiegel gelaufen“. Die erste Straßensperrung bei diesem Einsatz übernahm Heinz Stüber: Mit seinem VW 133 war er am Einsatzort vorbei gekommen und hatte mit dem PKW die B3 abgesperrt. Mit einem Schmunzeln berichteten alle davon, dass bei Eintreffen der Feuerwehr leicht bekleidete Frauen noch im Obergeschoss der Gaststätte arbeiteten und noch nichts vom Brand mitbekommen hatten.Auch der dreimalige Brand eines Autohauses im Hohen Holzweg sowie der Brand der Pattenser Gaststätte „Zur Linde“ Mitte 80ig waren prägende Einsätze für die Kameraden.

Die heutige Altersgruppe wurde 1986 bereits in der aktiven Zeit von 15 Kameraden gegründet, als diese Männer zu den älteren Aktiven gehörten. Damit war jedoch noch nicht Schluss im aktiven Dienst: Unter der Gruppenführung des Sprechers der Altersgruppe -Wolfgang Scholz- wurde an Wettkämpfen teilgenommen. Mit ein bisschen Wehmut blicken die Männer auch auf das Hydranten schmieren im Herbst eines jeden Jahres zurück. Man hat das Gefühl, dass sie auch heute gern wieder mit Standrohr und Hydrantenschlüssel „den Zug durch die Gemeinde“ machen würden, sofern es der gesundheitliche Zustand und die Organisation um diese Tätigkeit zulassen würden. Einige Jahre hat die Altersgruppe ein Osterfeuer im kleinen Rahmen organisiert, bevor sie 1996 die offizielle Genehmigung zum Abbrennen am Ostersamstag an die Aktiven abgab. Daraus entstand der Rahmen des heutigen Osterfeuers. Lieb gewonnene Rituale wie z.B. gemeinsame Frühstückstreffen, das Feiern von Geburtstagen, Glühweintrinken und Braunkohlessen sowie das einmal jährliche Treffen mit der Partnerfeuerwehr in Blankenburg stehen auf dem Jahresplan der Altersgruppe. Man spürt, dass es ihnen allen eine Herzensangelegenheit ist, den Kontakt zur Partnerfeuerwehr als Hauptansprechpartner der Arnumer so lange zu pflegen, bis die jüngeren Aktiven diesen „Staffelstab“ übernehmen werden.
Rund vier Stunden habe ich unglaublich viele Geschichten, lustige Anekdoten und interessante Begebenheiten von den Kameraden der Altersgruppe erzählt bekommen. Als 37-jährige Feuerwehrfrau huscht mir jedoch ein Lächeln durch das Gesicht, als es von den Kameraden der Altersgruppe augenzwinkernd heißt: „Nur die Frauen, die sind viel zu spät in die Feuerwehr gekommen“. Mit Blick auf die schnittigen Fotos aus der damaligen Zeit und die vielen Anekdoten, die mir aus dem aktiven Feuerwehrleben der heutigen Altersgruppe berichtet wurden, darf auch ich sagen: „Danke! Ich wäre auch gern zu eurer Zeit aktiv gewesen“.

Ansprechpartner:
Oberbrandmeister
Wolfgang Frödrich